Fußballromantik beim Heimsieg über Rheine

Die Sportfreunde Siegen feiern zum Abschluss der Saison am Sonntagnachmittag (26.05.) einen verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg über Eintracht Rheine, das nach dem Schlusspfiff in der Niederlage den Klassenerhalt feiert. Michél Harrer krönt seinen letzten Auftritt.

Nicht weniger als der Verbleib in der Oberliga Westfalen hatte für die Gäste aus Rheine vor der Partie auf der To Do-List gestanden, auf dem Rasen allerdings zeigten sich die Gäste zunächst aber geschickt am Betonrührer: Die Sportfreunde, zum Aufwärmen mit einer tollen Geste alle in Weiß mit der roten 10 für den scheidenden Kapitän Daniel Waldrich auf den Rasen gekommen und mit dem ebenfalls zur kommenden Saison wechselnden Christoph Thies zwischen den Pfosten, ließen Ball und Gegner nach einer ganz feinen Verabschiedungszeremonie beinahe nach Belieben laufen. 

   

Coach Thorsten Nehrbauer hatte sich dabei für den Saisonabschluss noch etwas einfallen lassen und bot Markus Pazurek neben Jannik Krämer in der Innenverteidigung auf; Arthur Tomas beackerte den linken Flügel, Jubes Ticha durfte sich als Linksverteidiger probieren. Bei anfangs noch sommerlichen Bedingungen gab der in die Startformation zurückgekehrte Mats Scheld nach einem Ableger den ersten Warnschuss ab (8.). Die sich hinten einigelnden Gäste suchten Dann und Wann mal Stürmer Hammami, der der Hintermannschaft der Sportfreunde auch ein paar Mal beinahe entwischte – Das Abwehr-Trio Infernale um Krämer, Ticha und Pazurek – Rikuhei Nabesaka kam auf seiner Seite wenig bis nichts zu tun – klärte allerdings kompromisslos.

 

 
Hochüberlegen, aber wenig torgefährlich

Die Krönchenkicker kombinierten sich immer wieder ansehnlich bis ins letzte Drittel, über Scheld, Tomas und Schardt gelangte die Murmel zu Mavroudis, der ebenfalls zu hoch zielte (16.). Ein Querschläger von Meyer am eigenen Strafraum ließ Schlussmann Büsken, der in der Folge Glück hatte, dass eine Bogenlampe knapp hinter dem Tordach landete, dann das erste Mal vorlieb mit der Pille nehmen (23.). Sein Gegenüber, Christoph Thies, klärte zuvor gegen Hammami und ließ nach einem Kopfball infolge eines Eckballs die Pranken raus schnellen (30.). Bei einem Eckstoß auf der anderen Seite, den Scheld gefährlich nahe an den Kasten Büskens brachte, wählte der Keeper die sichere Variante zur nächsten Ecke (34.). Kurz vor der Pause dann mal eine kleine Gelegenheit für den FCE: Einen Freistoß nahm Ehler aus gut 25 Metern direkt und brachte das Spielgerät auf die kurze Ecke. Der flache, mit Drall gespielte Ball zwang Thies zum Nachfassen (45.).

 

 

Auch nach dem Pausentee veränderte sich die Landschaft auf dem Leimbachgrün zunächst nicht. Die Sportfreunde gaben weiterhin den Ton an, kamen aber nicht zwingend genug in die gefährlichen Räume. Coach Nehrbauer reagierte nach einer knappen Stunde und brachte Marius Zentler und Malik Hodroj in die Begegnung. Parallel dazu ging Brünninghausen in Front und zwang Rheine damit eigentlich, die defensiven Strukturen zu lösen – diese hatten aber augenscheinlich noch Zement über und dachten nicht daran, die Spielweise zu ändern. Waldi nahm sich wenig später den Ball, fasste sich ein Herz, ließ drei Männer bei seinem Sololauf stehen und drückte ab, bekam aber nicht mehr genügend Druck auf das Leder (66.). Kurz darauf wechselten die Sportfreunde das dritte Mal, Leon Pursian tauschte mit Andre Dej (68.).

 
Patschu an die Unterkante des Gebälks – Harri versetzt das Leimbachstadion in Extase

Vielleicht im Wissen, dass zu dieser Zeit ein Gegentor den Abstieg besiegeln könnte, tauchte dann auch die Eintracht mal vorne auf – und wie: Auf rechts bekam Wald den Ball in den Fuß gespielt, drehte sich im Sportfreunde-Strafraum mit der Pille und setzte sie aus aussichtsreicher Position rechts neben Thies’ Kasten (72.) – die gefährlichste Aktion des Spiels bis dahin. Selbstredend sickerte der Führungswechsel in Brünninghausen schnell bis ins Leimbachtal durch, der harmlose Abschluss des FCE, nachdem Krämer unter dem Ball her getaucht war, markierte demnach neben einem direkten Freistoß (79.) den letzten Ausflug in die Siegener Hälfte (77.).

 

 

Die Nehrbauer-Elf ihrerseits wollte nach wie vor die drei Punkte, um sowohl die Fans als auch die den Klub verlassenden Spieler gebührend aus der Saison zu verabschieden. Dafür zauberte Nehrbauer den nächsten Wechsel aus dem Hut: Michél Harrer, der nach der Saison auf die Funktionärsebene des Vereins wechselt, klatschte mit Waldi ab, der sich zum letzten Mal frenetischen Applaus der 867 Zuschauer abholen durfte. Damit war es aber noch nicht getan, denn sowohl der Trainer als auch die Nr. 7 bewiesen im Anschluss den richtigen Riecher: Patschu zirkelte einen Freistoß aus halbechter Position mit seinem linken Fuß butterweich über die Mauer an die Unterkante des Querbalkens, von wo der Ball zurück auf das Spielfeld sprang. Es musste einfach Harri sein, der in seinem letzten Spiel an genau der richtigen Stelle stand und die Murmel zum erlösenden 1:0 in die Maschen drückte. Das Leimbachoval glich einem Hexenkessel (82.).

 

 

Die damit entschiedene Partie lief danach gespickt mit weiteren Wechseln – Benit Dinaj kam auf Siegener Seite noch ins Spiel – aus, die Sportfreunde Siegen schlagen Eintracht Rheine zum Saisonabschluss verdient mit 1:0 und behaupten Platz sieben in der Endfassung der Oberliga Westfalen 2023/24. Harri lässt die Herzen der Fußballromantiker höher schlagen, während der Gast aus Rheine im Zeichen der Niederlage ausgelassen feiert.

 
Match Facts
Sportfreunde Siegen 1:0 FC Eintracht Rheine
1:0 Harrer (82.)
Schiedsrichter: Nadine Westerhoff, Kathrin Heimann, Yannis Jira.
Zuschauer: 867.
Sportfreunde Siegen: Thies, Tomas, Scheld (59. Zentler), Mavroudis (89. Dinaj), Waldrich (79. Harrer), Krämer, Schardt (59. Hodroj), Dej (68. Pursian), Ticha, Nabesaka, Pazurek.