77 Jahre Sportfreund – Klaus Müller wird 90 Jahre

Klaus Müller (5. v.l.) mit der Mannschaft der 50er Jahre.
Klaus Müller (5. v.l.) mit der Mannschaft der 50er Jahre.

Schon früh zog es ihn mit Gleichgesinnten zum runden Leder hin. Leder wäre allerdings maßlos übertrieben, oft bestand das Spielgerät nur aus einer aus Stoffresten gefertigten Kugel. Entscheidend war für Klaus Müller: Das Runde musste ins Eckige.

Seine Kindheit wurde durch den Kriegsausbruch überschattet. Insbesondere die Zerstörung Siegens hat nachhaltige Spuren in seinem Gedächtnis hinterlassen. „Ich hatte noch mit meinem Freund in der Siegener Bahnhofstraße mit rasselnder Büchse für das Winterhilfswerk gesammelt, als die Sirenen ertönten. Schnellstens flüchteten wir in den Charlottenbunker, die restlichen als Dankeschön gedachten Blümchen in der Hand. Bald darauf sah es so aus, als wäre die Gefahr vorbei, doch dann gab es akuten Alarm für Siegen. Erst gegen 23 Uhr konnten wir den Bunker verlassen und erlebten Siegen als einziges Flammenmeer.“

 

Nach Kriegsende trat er 1947 der Knabenmannschaft der Sportfreunde Siegen bei und durchlief sämtliche Jahrgangsklassen mit Erfolg. In besonders angenehmer Erinnerung geblieben ist ein vom Verein organisierter Besuch in England. Die Herzlichkeit der Gastgeber, die Freundschaftsspiele gegen englische Jugendmannschaften und die Besuche von Spielen im Profibereich mit der typisch englischen Atmosphäre waren unvergessliche Erlebnisse. Bald darauf wurde Klaus Müller in die westdeutsche Jugendauswahl berufen. Als Anerkennung für seine Leistung erhielt er eine Ehrenurkunde des westdeutschen Fußballverbandes sowie einen Ehrenwimpel der Sportfreunde.

 

Etwa Mitte der Fünfziger wurde er Stammspieler in der 1. Mannschaft. Besonders gut erinnert er sich an das glückliche 1:0 des frischgebackenen Meisters Schalke 04 vor rund 18.000 Zuschauern im Siegener Stadion. Sein Gegenspieler war Willi Koslowski, der später zugab, gegen Klaus Müller kaum einen Stich bekommen zu haben. Im Jahr 1960 übernahm er als Nachfolger Herbert Schäfers das Amt des Spielführers. Unter Herbert Schäfer als Trainer stieg Siegen 1961 in die Zweite Liga West auf, die damals zweithöchste Klasse im Fußball überhaupt. Klaus Müller erinnert sich noch gut an das vierte Spiel in der neuen Umgebung Ende August. Der Gegner war Rot-Weiß Essen, deutscher Meister von 1955. Siegen, nach 3 Spielen ohne Punktverlust auf Platz 1 und einer Tordifferenz von 11-3 Toren, unterlag im nahezu ausverkauften Essener Stadion an der Hafenstraße knapp mit 0:2. Essen spielte übrigens mit den Nationalspielern Fritz Herkenrath im Tor und Heinz Wewers als Mittelläufer.

Klaus Müller in Aktion auf dem Sportplatz auf der Schemscheid.

Zwei Jahre später stiegen die Sportfreunde in die neugegründete Regionalliga West auf, darüber gab es damals nur noch die Bundesliga. In den folgenden Jahrzehnten verstärkte Klaus Müller noch lange die 2. Mannschaft und das Altherrenteam. Parallel hierzu wandte er sich dem Tennissport zu und erzielte mit dem TC am Häusling zahlreiche Erfolge. Beruflich entwickelte er sich zum Niederlassungsleiter eines bekannten Heizungsherstellers. Gerne erinnert er sich an die vielen erfolgreichen Beratungsgespräche mit seinen Kunden. Seinen Titel „Heizungsfachingenieur“ führte er mit äußerster Bescheidenheit, dies auch später als Inhaber einer eigenen Firma. Seit vielen Jahren ist er Mitglied im Ältestenrat der Sportfreunde Siegen.

 

Besonders im Fokus: die vielen Reisen mit seiner Familie in Europa und nach Übersee. Den Kontakt zur jüngeren Generation hat er immer wieder gesucht, so z.B. als Mitwirkender eines vom Siegener Seniorenbeirat organisierten Zeitzeugenprojektes an Siegener Schulen. In besonderer Erinnerung bleibt seine Schilderung des Bombenangriffs auf Siegen. Rund 90 Schülerinnen und Schüler fühlten sich von seinen Worten gefesselt und bewiesen unmittelbare Betroffenheit in der anschließenden Diskussionsrunde.

 

Wünschen wir Klaus Müller für die Zukunft noch viele erfüllende Erfahrungen, insbesondere Glück, Gesundheit und Zuversicht und hoffen wir, dass der Jubilar noch manches erfolgreiche Spiel seiner Sportfreunde erleben kann.

 

Text: Ernst Göckus